Wie die OP hilft und was Patienten erwarten dürfen.
Wem eine Herzklappen-OP hilft und was Patienten einer solchen OP erwartet, erfahren Sie auf dieser Seite.
Häufig wird eine Herzklappen-OP aufgrund einer Aortenklappenstenose zum Thema. Die Operation kommt in zwei Varianten infrage:
- Die Herzklappe wird wiederhergestellt (Rekonstruktion der Herzklappe)
- Die Herzklappe wird ausgetauscht (Herzklappenersatz) durch eine mechanische (künstliche) oder eine biologische Herzklappe.
Für Betroffene, Patienten und ihre Angehörigen ist es wichtig zu wissen, an welchen Arzt sie sich wenden können. Auf dieser Seite erfahren Sie mehr dazu. Außerdem erfahren Sie, wie Sie sich auf die OP vorbereiten und worauf bei der anschließenden Reha zu achten ist.
Inhalt
So wird eine Aortenklappenstenose behandelt
Seit den 1960er Jahren wird die Herzklappen-OP erfolgreich angewendet und verstärkt durchgeführt. Gegenwärtig finden weltweit jährlich mehr als eine Viertelmillion Herzklappenoperationen statt.
Der auch als chirurgischer Herzklappenersatz bezeichnete Eingriff ist vor allem eine Option für erwachsene Patienten, die nicht zugleich an weiteren schweren Erkrankungen leiden. Operiert wird am offenen Herzen von Patienten unter Vollnarkose. Nur so erhält der Chirurg Zugang zur betroffenen Klappe.
Durch einen Schnitt ins Brustbein verschafft sich der Chirurg Zugang zum Herzen. Häufig lässt sich die Länge des Schnitts auf wenige Zentimenter beschränken.
Das Herz muss während der OP stillstehen. Während des Eingriffs wird der Patient deshalb an eine Herz-Lungenmaschine angeschlossen. Sie übernimmt die Lungen- und Herztätigkeit während der Herzklappen-OP. Auf diesem Wege wird die Versorgung des gesamten Körpers mit Blut für die Dauer der OP sichergestellt.
Der Chirurg entfernt die betroffene Herzklappe und ersetzt sie durch eine künstliche. Infrage kommen zwei Typen von Ersatzherzklappen:
Die mechanische Herzklappe
Patienten, die eine mechanische Herzklappe erhalten, werden dauerhaft auf sogenannte „Antikoagulanzien“ angewiesen sein. Dieses Medikament hemmt die Blutgerinnung und senkt so das Risiko der Entstehung von Blutgerinnseln auf den neuen Herzklappentaschen.
Der Vorteil mechanischer Herzklappen besteht ihr ihrer Langlebigkeit.
Die biologische Herzklappe
Heutzutage werden meist biologische Herzklappen als Aortenklappen-Protesen verwendet. Sie sind zwar weniger langlebig als mechanische Herzklappen, jedoch können Patienten auf Antikoagulanzien verzichten.
Die künstliche Herzklappe wird vom Chirurgen an die Position der defekten Aortenklappe eingenäht. Zum Ende der Herzklappen-OP und dem erfolgreichen Einsetzen der neuen Herzklappe wird die Herz-Lungenmaschine abgestellt. Das Herz beginnt wieder zu schlagen.
Zu guter Letzt überprüfen die Ärzte mithilfe von Ultraschall, ob die neue Herzklappe korrekt öffnet und schließt.
Minimal-Invasive Herzklappen-OP
Mit fortschreitender Erkenntnis und Routine bei Herzklappenoperationen ließ sich die Schwere des Eingriffs kontinuierlich reduzieren. Die chirurgischen Eingriffe werden präziser an den erkrankten Stellen vorgenommen. Chirurgische Schnitte auf dem Brustkorb fallen häufig kleiner aus.
Ein Kriterium für die minimalinvasive Herzklappen-OP ist die Lage der problematischen Herzklappe. Aortenklappe und Mitralklappe lassen sich minimalinvasiv operieren. Für Operationen der Pulmonklappe kommt eine minimalinvasive OP nicht infrage.
Bei der Herzklappen-OP (chirurgischer Aortenklappenersatz) handelt es sich in der Regel bereits um eine minimal-invasive Herzklappen-OP. Eine neue Herzklappe lässt sich heutzutage mit nur einem kleinen Schnitt im Brustkorb einsetzen.
Seit einigen Jahren führen Ärzte Herzklappen-Behandlung durch, ohne den Brustkorb zu öffnen. Bei der sogenannten „TAVI“-Methode wird die neue Herzklappe über einen Katheter bis zum Herzen geschoben. Hierzu nutzen die operierenden Ärzte eine Arterie. Der Eingriff erfolgt in der Regel über den Hüftbereich.
Dauer des Krankenhausaufenthalts bei Herzklappen-OP
Der Aufenthalt im Krankenhaus bei einer Herzklappen-OP besteht aus drei verschiedenen Phasen:
- Voruntersuchungsphase (Untersuchung vor allem von Herz und Lunge)
- Operation (Herzklappen-OP) und
- Reha (Rehabilitation)
Alles in allem ist im Normalfall mit einer Aufenthaltsdauer von ca. zwei Wochen im Krankenhaus zu rechnen.
Verlauf der Reha nach der Herzklappen-OP
Unmittelbar nach der Operation am Herzen werden Herzklappen-Patienten einige Tage auf der Intensivstation betreut und überwacht. Zwar findet unmittelbar nach der OP einer Überprüfung der neuen Herzklappe statt, doch eine engmaschige medizinische Überwachung an wenigen Tagen nach der OP ist dennoch unerlässlich.
Von der Intensivstation erfolgt die Verlegung auf die Normalstation. Das bedeutet, der Patient hält sich weiter im Krankenhaus auf und wird medizinisch überwacht. Lediglich die Frequenz und die Intensität der Überwachung werden reduziert. Dies ist die Vorstufe zur Entlassung aus dem Krankenhaus.
Eine längere Erholungsphase ist nach der OP unerlässlich. Der Schnitt am Brustbein muss verheilen. Allein dies kann mehrere Monate beanspruchen. Letztlich fällt die Dauer der Genesung von Patient zu Patient sehr unterschiedlich aus. Die Reha-Phase (Rehabilitationsphase) nimmt normalerweise drei bis vier Wochen in Anspruch. Auch hier richtet sich der Bedarf nach dem Gesundheitszustand des Patienten.
Je gesünder ein Mensch vor der Herzklappenoperation war, umso schneller fühlt er sich nach der OP wieder wie zuvor. Sicher ist jedoch, dass mit der Operation die Voraussetzung geschaffen wurde, ein normal funktionierendes Herz im Körper zu tragen.
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Herzklappen-OP Sterberate
Die wenigsten Patienten einer Herzklappen-OP sterben während des chirurgischen Eingriffs oder kurz darauf während des Aufenthalts im Krankenhaus. Das Risiko an den Folgen einer Herzklappen-OP zu sterben hängt vom Gesundheitszustand des jeweiligen Patienten vor der OP ab. Je gesünder ein Patient ist, bevor die OP stattfindet, desto wahrscheinlicher ist eine unproblematische Operation und ein gesundes Weiterleben.
Tendenziell lässt sich festhalten, dass das Risiko für ältere Patienten größer ist als für junge. Auch ist für Frauen das Risiko tendenziell höher als für Männer. Die Sterberate von Menschen bei Herzklappen-OP oder in deren Folge sind aber nicht entscheidend. Wichtig ist stattdessen für jeden Patienten, das individuelle Risiko zuvor mit einem Arzt zu besprechen. Zur Abwägung existieren Tabellen (Scores), mit denen anhand von Risikofaktoren wie z. B. Diabetes mellitus, ein Herzinfarkt oder frühere Herzoperationen das individuelle Risiko ermittelt wird.
Generell gilt die Herzklappen-OP als sicher. Die meisten Patienten berichten zudem von einer deutlich gestiegenen Lebensqualität im Anschluss an die OP. Sowohl Privatleben als auch Beruf lassen sich in normaler Form fortsetzen.
Herzklappen OP mit 80
Die Operationen von Herzklappen werden bei älteren Menschen im Alter von 80 Jahren häufig mittels TAVI durchgeführt. Auch Menschen über 80 überstehen die Operationen und können mit der neuen Herzklappe zu einem normalen Leben zurückkehren.
In jüngerer Vergangenheit wurden zunehmend auch jüngere Menschen im Alter ab 70 Jahren mit TAVI behandelt. Vor einigen Jahren bevorzugten Ärzte für sie noch die klassische chirurgische Herzklappen-OP. Es hat sich jedoch gezeigt, dass jüngere Patienten mit dem Austausch der Herzklappe mittels TAVI besser zurechtkommen. Sie erholen sich schneller vom Eingriff und sind seltener von Nebenwirkungen betroffen.
Übrigens: Ca. zehn Prozent aller über 80-jährigen leben mit einer Aortenstenose und sind auf Aortenklappenersatz angewiesen. Insbesondere für diese Altersgruppe hat sich das TAVI-Verfahren früh als weniger belastende Alternative bewährt.
Laut einem Bericht der Deutschen Herzstiftung hat sich die Zahl der Herzoperationen bei +80-jährigen seit dem Jahr 2000 vervierfacht (von ca. 4200 Herzoperationen auf ca. 16.200 im Jahr 2017). Grund für die Zunahme sind vor allem die besseren Behandlungsmethoden, sowie die Sensibilisierung der potenziell Betroffenen. Die heutige Generation der 80-jährigen achtet besser auf die eigene Gesundheit, als es noch vor 20 Jahren der Fall war.
Erbaulich sind auch die Daten zu Herzoperationen im Allgemeinen: Zwar werden die Patienten immer älter, die Überlebensrate liegt bei Herz-Operationen jedoch konstant bei etwa 97%.
Herzklappen-OP und Medikamente
Es ist wahrscheinlich, dass Patienten nach einer Herzklappen-OP Medikamente einnehmen müssen. Welche Medikamente das sind, in welcher Dosis und wie häufig sie einzunehmen sind, werden Ärzte im Krankenhaus und anschließend ambulant erläutern. Abhängig ist Art und Umfang der medikamentösen Behandlung vom Gesundheitszustand jedes einzelnen Patienten.
Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung
Wurde eine mechanische Herzklappe eingesetzt, ist die Einnahme von Gerinnungshemmern wahrscheinlich. Dem Risiko der Entwicklung von Blutgerinnseln an der Herzklappe wird damit vorgebeugt. Sollten diese Medikamente nicht eingenommen werden, kann ein Schlaganfall die Folge sein. Gerinnungshemmer sind von Herzklappen-OP-Patienten nach der OP dauerhaft einzunehmen.
Die biologische Herzklappe aus Tiergewebe findet zunehmend Verwendung, da in diesem Fall auf die dauerhafte Einnahme von Gerinnungshemmern verzichtet werden kann. Doch auch im Falle der Verwendung von biologischen Herzklappen muss der Patient mit der Einnahme von Gerinnungshemmern für die Dauer von mehreren Wochen rechnen.
Wer Gerinnungshemmer einnimmt sollte sich ärztlichen Rat zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Genuss- und Lebensmitteln einholen.
Medikamente zur Endokarditis-Prophylaxe
Für Menschen mit neuer Herzklappe besteht ein erhöhtes Risiko für Herzinnenhaut-Entzündungen und Herzklappen-Entzündungen (Endokarditis). Folgen nach der Herzklappen-OP – egal wie lange danach – weitere operative Eingriffe, sollte der Arzt auf die neue Herzklappe hingewiesen werden. Der Einsatz von Antibiotika kommt im Kontext von weiteren Operationen infrage.
Komplikationen nach Herzklappen-OP
Das Auftreten von Komplikationen hängt mit der Schwere der Erkrankung bzw. mit der Existenz von Begleiterkrankungen zusammen. Stichpunktartig lassen sich folgende Komplikationen als vergleichsweise häufig beschreiben:
- Wundinfektionen
- Herzbeutelentzündungen (Perikarditis)
- Infektion der Herz-Innenhaut (Endokarditis)
- Herzrhythmusstörungen
- Blutungen
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
- Blutgerinnungsstörungen (Embolien oder Thrombosen)
- Blutungen durch Gerinnungshemmer
- Infektion der Prothesen-Herz-Innenhaut
Weitere weniger häufig auftretende Komplikationen sind:
- Vorhofflimmern
- Niereninsuffizienz (während der OP, durch Herz-Lungen-Maschine)
- Schlaganfall (während / kurz nach der OP)
- psychologische Komplikationen
Die Komplikationsraten sind insgesamt sehr gering. Wie bei anderen medizinischen Eingriffen bleibt jedoch ein Restrisiko bestehen. Für Informationen zu individuellen Risiken sollten sich Patienten unbedingt von einem Arzt untersuchen und beraten lassen.